Es gibt keine Zufälle

Eingetragen bei: Allgemein | 0

Hier scheiden sich die Geister. Die einen sind der Meinung, es läge an der subjektiven Wahrnehmung, sich besondere Momente zu merken und diese versucht das Gehirn dann automatisch mit möglichen Zusammenhängen in Verbindung zu bringen. Das ist wahrscheinlich sogar der technische Ablauf im Gehirn. Auf der Gegenseite stehen die Menschen wie ich, die der festen Meinung sind, es gibt keine Zufälle. Alles was passiert, soll genau so passieren. Oftmals stellt sich der tiefere Sinn erst später ein und manche Dinge werde ich wohl nie begreifen können. Aber es passieren immer wieder Dinge in meinem Leben, damals wie heute, wo ich behaupten möchte, es muss eine tiefere Verbindung zwischen den Geschehnissen, Gedanken und Menschen dieser Welt geben.

Nachdem ich Mitte des Jahres über eine recht eindeutige, anonyme Internetplattform eine bezaubernde Frau kennen lernte, die sich schnell als eine Art Seelenverwandte herausgestellt hat, mussten wir feststellen, dass wir uns schon einige Jahre aus dem Handballverein kennen.. Ihr kennt das vielleicht: wo viele Gefühle investiert werden, da ist das Paradies genauso einen Schritt entfernt wie die Hölle. Es endete dann auch in einem schnellen, alles vernichtenden Erdbeben. Wassermann-Frauen sind genauso spannend und sexy, wie egoistisch und berechnend. Und ohne Lotto-Gewinn werde ich mir wohl diese Gattung nie leisten können. Aber mir mit Begeisterung immer wieder die Finger verbrennen. Außerdem sollte die Serie von verheirateten Frauen, die seit eineinhalb Jahren immer wieder in mein Leben gespült werden, mal enden. Das ist jetzt in meiner Altersklasse gar nicht mehr so unbedingt einfach. Und wenn ich überlege, wie oft ich verlassen wurde – warum soll das nicht auch umgekehrt funktionieren? Mein Gewissen ist zumindest in dieser Hinsicht mittlerweile bis auf die Größe eines Atoms geschrumpft… Ich kann auch nicht immer auf die ganze Welt Rücksicht nehmen.

Aber genau genommen wollte ich da jetzt eigentlich gar nicht drauf hinaus. Viel mehr ging es um ein Erlebnis von gestern Abend.

Auch dieses Bedürfnis werden die meisten von Euch kennen: es kann Wochen dauern, aber irgendwann ist die Lust auf einen fetten ungesunden Burger von McDonalds (oder Burger King) nicht länger zu unterdrücken. Seit mehr als einer Woche unterdrücke ich nun dieses Verlangen, gestern Abend packte es mich dann doch irgendwann, ab ins Auto nach Bornum.

Mitte des Monats überkam meinen Freundeskreis mal wieder eine Geburtenschwemme. Angefangen bei meiner ersten Freundin, die – vom neuen Mann – ihr drittes Kind zu Welt gebracht hat. Über Einzelkind und Zwillinge zu einem herzensguten und liebgewonnen Exkollegen und mittlerweile Freund. Wir schrieben noch, als er im Kreissaal war. Dann endete die Kommunikation. Und tagelang bekam ich keine Antwort.
Wenn man die Nachricht „Ich bin Vater“ nicht bekommt, dann lässt das wohl das schlimmste befürchten. Mit den Tagen stieg meine Sorge. Ich wollte immer mal nachfragen. Mich hat aber stets der Mut verlassen. Streng nach dem Motto: „Stelle keine Fragen, deren Antwort du nicht hören möchtest.“ Außer den Geburten hatte ich zur gleichen Zeit auch zwei Todesfälle im Bekannten- und Freundeskreis. Weitere schlechte Nachrichten kann ich dann auch nicht gebrauchen. Wer es vergessen haben sollte: eigentlich habe ich ja immer noch genug mit mir selber zu tun.

Gestern Abend packte mich meine Genusssucht dann jedoch endgültig. Bacon Clubhouse BeefAb in die Klamotten und zu McDonalds gefahren. In Bornum angekommen rein ins McDrive. Um meine Gelüste zu befriedigen sollte dann nach ausführlichem Blick auf die Karte ein Bacon Clubhouse Beef Menü und der obligatorische Extra-Cheesburger herhalten. Majo, Pommes, Cola. Am Abholfenster noch kurz warten, weil der vor mir wohl eine handgemachte doppeltgefüllte Apfeltasche wollte. Keine Ahnung. Aber alles in allem hatte ich meine Bestellung recht zügig. Die Cola zwischen die Beine geklemmt und los ging´s zurück Richtung Ahlem. Allerdings kam ich nur einige Meter weit. Um es genau zu sagen, ich kam noch nicht einmal vom Parkplatz des Fast Food Ladens runter. Da leuchtete mir auf der Heckklappe eines schwarzen Kombis schon der bekannte Schriftzug eines wohlbekannten Unternehmens entgegen. Wer nun eins und eins gut zusammenzählen kann, wird von alleine darauf kommen. Für alle anderen sei gesagt, es handelte sich um die Firma eben dieses herzensguten Exkollegen, der mir im Kreissaal vor Tagen abhanden gekommen ist.
Angehalten, gehupt, geschaut und gedacht, das gibt´s nicht. Er auf dem Fahrersitz, seine Frau daneben. Nach der ersten kurzen Überraschung überkam mich dann gleich ein sehr ungutes Gefühl. Trotzdem gab es jetzt auch kein zurück mehr. Irgendwie sind wir sowas wie Freunde geworden im Laufe der Zeit. Und dann drückt man sich nicht vor unangenehmen Situationen, dann steht man sich zur Seite.
Also rein in die nächste Parkbucht, ausgestiegen und rüber gegangen. Die Cola in der Hand. Im Nachhinein würde ich sagen, etwas zum Festhalten mitgenommen. Die Begrüßung erfolgte mit immer noch mit ziemlich überraschten Gesichtern. Was danach kam, legte sich zwar wieder wie eine Faust um Herz und Magen, aber ich glaube, ich habe mir nichts anmerken lassen und konnte so wenigstens ein wenig Optimismus ausstrahlen. Das Kleine liegt mit einem Herzfehler auf der Intensiv der MHH. Mehr gesicherte Infos hab ich leider nicht. Was danach kam, war die Schilderung eines erlebten Schockzustandes in sehr aussagekräftigen Bildern. Eigentlich lief die Schilderung von katastrophalen Lebensereignissen immer in die andere Richtung. Ich erzählte, er hörte zu. Und ließ mit einem Grinsen meist einen kurzen aber treffenden Kommentar fallen, der irgendwie alles völlig unwichtig erschienen ließ. Ganz so gut bin ich in dem Moment wohl nicht gewesen. Obwohl ja schon fast vorbereitet auf schlechte Nachrichten, traf mich die Ungerechtigkeit dieser Situation dann doch. Er gehört eindeutig zu den Menschen, denen man so etwas nicht wünscht. im Gegenteil, Glück hätte er verdient. Aber wie wir am Ende des Gespräches festgestellt haben, sind wir beide Lebenskünstler, Überlebenskünstler. Und irgendwie machen wir – ganz nach Olli Kahn – immer weiter…

Der Burger hat dann im Übrigen auch nicht wirklich geschmeckt. Die Cola war ohnehin viel zu süß und die Pommes, das einzige, was eigentlich immer stimmt, waren dann leider auch schon kalt, als ich endlich zulangte.
Mir tut diese kleine gerade gegründete Familie so leid. Das Kleine, dass ums Überleben kämpft, die Eltern die so mitleiden und mein Freund, der der Vater ist. War es in den vergangen Tagen die Sorge, ist es jetzt die Kraft, die ich versuche dem kleinen Geschöpf zu senden, die mich schwer beschäftigt. Meine meist recht guten Kontakte zu dem da oben habe ich schon Spielen lassen. Ob´s was geholfen hat, wird man sehen. Schließlich geht´s diesmal nicht ums Wetter…

Trotzdem zeigt mir diese Situation einmal mehr in meinem Leben, dass es Zusammenhänge und Verbindungen gibt, die wir lange nicht physikalisch erklären können. Allgemein abgetan weil nicht erklärbar als Zufall. Oder auf der anderen Seite des Gleichheitszeichens als Schicksal. Aber das ist mir zu wenig. Es würde eine Machtlosigkeit gegenüber manchen Situationen erweisen, die ich nicht hinzunehmen bereit bin. Manche Dinge kann man natürlich nicht beeinflussen. Nach der Geburt erfolgt unweigerlich irgendwann einmal der Tod. Aber dazwischen hat man eine ganze Menge Handlungsspielraum. Um Gandalf zu zitieren: „Wichtig ist, was wir mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist.“ Und das beschränkt sich nicht nur auf unsere Handlungen. An dem Spruch „Der Glaube kann Berge versetzen“ ist meiner Meinung nach mehr dran, als sich die meisten vorstellen können. Beweis hierfür sind die zahlreichen Fußballwunder, die man im Laufe der Zeit erlebt. Gefühlt hab ich das am besten gegen Sevilla. Wir, absoluter Außenseiter. Als ich den Innenraum des Stadions betrat, gab es gar nichts anderes, als das heute das Wunder passiert. Man konnte es förmlich spüren. Den Glauben von zigtausenden Menschen konnte man buchstäblich schneiden im weiten Rund, so fest und unerschütterlich war er. Wenigstens hatte ich vor dem Spiel im Stadion schon einigen Leuten gesagt, dass heute so ein Wunder passieren würde. Sonst wäre das wieder in Frage zu stellen.
Gleiches Erlebnis mit der Eroberung von Kopenhagen. Die größte Invasion, die ich je persönlich miterlebt habe. Dänemark-City war schwarz-weiß-grün! Im Stadion dann ähnliches Gefühl wie bei Sevilla. Der geballte Wille, der vereinte Glaube tausender Menschen, es konnte gar nicht daneben gehen.
Erst, wenn wir nicht mehr daran glauben, haben wir doch aufgegeben. Prinzipiell völlig egal, worum es geht.
Und ich glaube fest daran, dass die Guten am Ende immer gewinnen… ^^ 😉