Die letzte Runde

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Am Anfang fielen die legendären Worte: „Gehst Du kacken, wenn ein LKW kommt, kriegen wir ein Problem.“ Nun steht die Abschiedsrunde an: heute beginnt die letzte (aktive) Woche im Lager bei MLD! Auch wenn es eigentlich immer genug gibt, über das man sich aufregen kann, macht sich doch langsam ein wenig Wehmut breit. Ich freue mich wahnsinnig auf die vier freien Wochen, die mein Körper dringend benötigt. Und meine Wohnung. Und der Garten ums Haus. Und und und … 😀 Und die neue Arbeit natürlich!

Trotzdem wird mir einiges fehlen, denke ich.
Allem voran die Menschen, die ich in den letzten acht Monaten kennenlernen durfte.

Ihr wisst ja, dass ich immer nach dem Motto „Nur wer Vertrauen säht, wird Freundschaft ernten.“ an neue Menschen herangehe. Mich dadurch zwar angreifbar mache, aber eigentlich so viel mehr Positives gewinne, als wirklich Negatives ertragen zu müssen, dass es sich für mich bis heute auszahlt.

Auch bei der MLD ist es so gewesen, wie immer eigentlich.
Offensichtlich muss man mich erst näher kennenlernen…
Was ich mit meinem grundsätzlichen Vertrauensvorschuss zu beschleunigen gelernt habe.
Ich weiß noch, wie bei der Protec nach sechs Monaten(!) jemand sagte: „Oh Gott, er kann sprechen!“ 🙂
Spätestens nach diesen letzten acht Monaten sollte dies kein Problem mehr sein. Meine wiedergewonnene Selbstsicherheit und die einfache Tatsache, dass Reden meistens hilft, hat mir in dem dann am Ende vergangenen dreiviertel Jahr, gut auf die Beine geholfen.
Und wenn das nicht gereicht hat, gab es ja immer noch diesen einen Kollegen, der es bestens verstand, auch das letzte aus mir rauszukitzeln. Vor kurzem hat er mich zum Döner-Essen eingeladen und sein Bedauern über meinen Weggang geäußert. Das wohl größte Lob, das ich mir in diesem Unternehmen erarbeiten konnte!

Und ich habe Freunde gefunden.

Dass ich Menschen relativ neutral beurteilen und von daher auch fast jeden problemlos respektieren kann ist bekannt.
Ein Segen und ein Fluch, diese verdammte Empathie. So kann ich auch viele Reaktionen und Handlungen verstehen, selbst wenn diese völlig sinnlos seien mögen. Doch diesen Sprung über der Grenze der Kollegialität hinweg bei diesem Stress überhaupt zu bewältigen, ist schon eine beiderseitige Kunst.
Ich muss sagen, ich habe wohl schon mit jedem Kollegen über das ein oder andere private Problem diskutiert. Mit dem Einen eher über das eine Thema, mit dem Anderen eher über das andere Thema.
So´ne Männerrunde hat trotz der ganzen Arbeit immer noch einen gewissen Stammtischcharakter.
Von den ganzen tollen Typen, die einem dort so begegnen, stechen einige besondere Menschen dann trotzdem noch hervor. Diese wenigen Menschen, die mir das Gefühl geben, ihnen wichtig zu sein.
Was die Grenzen der normalen Kollegialität endgültig überschreitet.
Bis hin zu zwei Menschen, die in der Lage sind, auf einen Blick meine Gemütslage zu erfassen und dann auch ohne zu zögern sofort nachfragen. Anlügen sinnlos. Außerdem können wir uns problemlos anblaffen. Auch mal so richtig. Das ist eben auf der Arbeit so – und unter Freuden muss

Ganz selten gibt es auch lustige Situationen auf der Arbeit
… natürlich nur in Verbindung mit „noch mehr“ Arbeit. Umgefallene Paletten müssen halt wieder zusammengeräumt werden. Und ganz selten ergeben sich solch lustige Situationen…

das ohnehin funktionieren. Am Ende tut jedem jedes gesagte Wort doppelt so leid, wie man vorher auf hundertachtzig war.

Echte Freunde halt.

Womit wir zu meiner nächsten großen Herausforderung kommen: außer Menschen zurückzulassen, die mir echt wichtig geworden sind – was sich ja normalerweise schon in den Griff bekommen lassen sollte, muss ich den mühsam erlernten Lager-Slang recht fix wieder in einen kundenfreundlichen Dienstleistungsumgangston zurückverwandeln!! Ey Alter, das wird der Hammer! (Am Sack kratzen und grinsen)

Am Ende muss ich zugeben:

Mein ganzes, hochgeschätztes Kollegium,
meine ehrenwerten, völlig durchgeknallten Fahrer-Freunde,
jeder von Euch hat irgendwie einen ganz besonders ausgeprägten Charakterzug.
So habt Ihr mir alle seit Beginn des Jahres eine ganze Menge beigebracht, was ich gerne in die Zukunft mitnehme!
DANKE!
Und außerdem…
Ich werd´ Euch Arschlöcher echt vermissen 😀

Nicht vergessen: in der Ruhe liegt die Kraft!
Passt gut auf Euch auf und redet miteinander, nicht übereinander,

Euer Tobi

Eine Antwort

  1. Tobias Thilo

    Ich muss noch mal was nachtragen: möge sich das Wort „Arschlöcher“ vielleicht ein wenig hart anhören, es kommt schon ehrlich. Wenn auch mit einem breiten Grinsen. 😀 In diesem Job braucht man auch Nehmerqualitäten und manche Situationen haben mich eher an die Handballfans in manchen Hallen erinnert, als an meine vorherige lange Zeit in Verkauf und Kundenverkehr.
    Allerdings sehe ich das ganze auch in der Wertung des Begriffes völlig unterschiedlich.
    Die Fans in der Handballhalle hätten mich am liebsten umgebracht.
    Die Leute in der Lagerhalle wissen alle, dass wir am nächsten Tag ohnehin wieder zusammen arbeiten müssen. Da hat der Ausdruck „Arschloch“ eine ganz andere Bedeutung. Im Nachhinein liegt er irgendwo zwischen „ich habe doch keine Zeit“ und „ich bin unzufrieden mit der Allgemeinsituation“. Da sich mein gewöhnlicher Wortschwall in Stresssituationen auch schon mal auf das Notwendigste reduziert und damit sehr direkt wird, durfte auch ich das ein oder andere „Arschloch“ einstecken. Oder andere artverwandte Beschimpfungen. Das darf dann nur einfach nicht persönlich genommen werden. Wir müssen doch morgen ohnehin wieder bestmöglich zusammen arbeiten…
    Und nicht zuletzt haben wohl viele von uns auch schon die Redewendung benutzt „Das ist zwar ein Arschloch, aber ein korrektes (oder ähnliches)“. Sollte mich meine Erinnerung nicht trüben, habe ich auch schon die Bezeichnung „liebes Arschloch“ verwendet.
    Also: Arschloch ist nicht gleich Arschloch… 😉