Langsam in die Woche

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Entspannt bleiben, Termine einhalten und den Bauch so richtig vollschlagen. Eigentlich ein ziemlich guter Tag. Aber da geht noch mehr… 😉

Ich habe mich schon fast daran gewöhnt: trotz bester Vorsätze geht der Montag bei mir meistens den Bach runter und am Ende bleibt noch das Tanzen, was den Tag – nicht ganz ungeplant – regelmäßig rettet.

Der Dienstag ist meist nur noch halb-verkorkst. Eben genauso wie der heutige. Wenigstens auch mal kein „emotionaler Dienstag“. Trotz der wiederholt rechtzeitigen Nachtruhe hat mein Körper wiederholt zu verstehen gegeben: hat er gar keinen Bock drauf. Wenigstens bin ich gegen elf aufgewacht, so dass ich noch rechtzeitig ~ 11.45 Uhr den Termin bei meiner Schwester einhalten konnte. Lizenzverlängerung des Anti-Viren-Programm stand auf dem Plan. Und was man sonst noch so macht, wenn man vor einem PC sitzt, den man betreut.

Wohnungstür nach EinbruchTrotzdem fiel mein besonderes Augenmerk gleich auf die Wohnungstür, Ich hab es noch nicht gezählt, aber die vielen Ansatzpunkte des Brecheisens sind echt heftig. Gegenüber die Wohnungstür sieht genauso aus. Dass das niemand gehört haben will im Hause, ich kann´s nur bezweifeln. Ansonsten ist auch nichts mehr zu sehen, meine Schwester hat soweit wieder aufgeräumt. Erfreulicherweise ist sie von blindem Vandalismus verschont geblieben. Von den gestohlenen Schmuckgegenständen abgesehen, war lediglich die Unordnung zu beseitigen. Und ein endloser Papierkram mit Polizei, Hausbesitzer und Versicherung steht an. Aber das ist in Deutschland nun mal so. Kennen wir ja alle.
Nach entsprechendem Computerservice und einem leckeren Brötchen zog ich mit einer Tüte voller Süßigkeiten, einer edlen Schokolade und einem guten Rotwein wieder Richtung Ahlem.

Am frühen Nachmittag dann ein paar haushaltliche Handgriffe verrichtet und gegen drei zu meine Eltern rüber. Die hatten ohnehin Besuch heute von zwei netten alten Freundinnen und somit war ich nicht nur zu Kaffee und Abendessen geladen, sondern durfte auch ein weiteres Mal meinen Krustenbraten anbieten.
Ausnahmsweise hatte ich um viertel vor sechs den Grill meines Backofens auf volle Leistung gestellt. Normalerweise kommt mein Braten immer ein wenig zu spät. Aus der Schwarte eine Kruste zu machen, brauch halt ein wenig Fingerspitzengefühl und verträgt keine Eile. Ich bin dann noch kurz in mein Hemd geschlüpft und als ich wenige Augenblicke später wieder in der Küche war, roch es schon verdächtig. Gerade noch rechtzeitig reagiert, muss ich dennoch eingestehen, dass mir zum ersten Mal die Kruste wirklich zu schwarz geworden ist. Dieses Phänomen ist vom Fußball-Schauen bekannt: sobald einer der Anwesenden auf die Toilette muss, passieren im Spiel die tollsten Sachen. So war es auch heute. Sofort wieder vor dem Ofen und trotzdem zu spät.

KrustenbratenDie Kruste an einigen Stellen entfernt, gingen die zwei Braten geschnitten ans Buffet.
Und ich konnte von zwei weiteren durchaus sehr küchen-erfahrenen Damen ein großes Lob einheimsen. „Das zergeht auf der Zunge! Was hast Du mit dem Fleisch gemacht? Das ist ja Wahnsinn!“
Da die Braten genauso zubereitet worden sind, wie ich es stets tue, hatte ich keine großen Sorgen, dass das Fleisch mich nicht retten würde. Trotzdem ärgerte ich mich immer noch über die schwarze Kruste. Und blieb damit weiterhin der einzige. Die anderen vier Personen verschlungen Braten wie auch Nudelsalat von meinem Vater, als wäre es das letzte Abendmahl. „Ich hasse Fett an Fleisch – aber diese Kruste mit dem ganz bisschen Fett darunter – ich hab´s zum ersten Mal gegessen. Und das war so lecker!!“
Die beiden Besucherinnen hatten bei der letzten Visite jeweils ein Buch von mir mitgenommen. Eigentlich war ich auf ein Fragen-Gewitter vorbereitet. Zum Buch sind wir aber gar nicht mehr gekommen. Heben wir uns dies eben für den nächsten Besuch auf. Wir (Thilos) werden dann zu Pizza eingeladen von den beiden. Natürlich von Pulcinella. Meine Eltern sind von unserem Italiener um die Ecke genauso begeistert wie ich. Pizza Parma ist für mich schon vorgemerkt. Die drei Damen nehmen Pizza Tonno. Mein Vater „was normales“.
Ich freu mich drauf. Und lustig wird´s allemal!

Wie eigentlich immer bekam ich heute im Verlauf des Tages auch noch eine Belohnung dafür, dass ich mich trotz inneren Widerstrebens zu meinem Terminplan aufraffen konnte.
Als ich das Haus meiner Schwester verließ, meldete sich einmal mehr mein Handy. Auf dem Weg zum Auto eine freie Hand parat sah ich nach. Und wenige Augenblicke später zog sich ein Grinsen vom linken zum rechten Ohr.

„Huhu Tobi, ich schicke Dir leibe Grüße aus Heidelberg. ich sitze gerade auf dem Bismarckpltz in der Sonne und lese ein paar Zeilen in Deinem Buch. […] Aber es freut mich, dass ich jetzt jeden Tag von Dir lesen kann 😉 Drück Dich! Engel Nr. 1“

Was soll ich sagen? Gestern die lange Mail von Engel Nr. 2. Heute Engel Nr. 1 über WhatsApp. Ich bin restlos begeistert. Inhaltlich geht es beiden jetzt nicht übermäßig gut, wie bei mir und ganz vielen anderen Lipperländern eben auch. Aber genau dafür halten wir zusammen. In guten Zeiten kann schließlich jeder.

Jeder einzelne meiner vier Lipperland-Engel hat mir etwas beigebracht. Und jeder dieser vier Menschen begleitet mich täglich auf meiner weiteren Reise. Je nach Situation spielt sich einer dieser vier Charaktere in den Vordergrund und erscheint schließlich als kleines Engelchen – oder Teufelchen – auf meiner Schulter um mir zu sagen, wie´s jetzt weitergeht. Und ich fahre immer gut damit, auf die Stimme zu hören. So wie ich bis heute generell von allen bösen Überraschungen verschont geblieben bin, wenn es um das Thema Lipperland geht. Leider funktioniert das in der Realität nicht ganz so problemlos. Aber es ist ein schönes Gefühl, ein „Hobby“ zu haben, bei dem man sich eigentlich um nichts Sorgen machen muss. So wie am 30. Januar, als ich mit unserem alten Golf nach Lipperland zurück gefahren bin. Trotz aller gängigen Zweifel an der Langstreckentauglichkeit unserer in die Jahre gekommenen „Dolly“, bin ich in keinem Moment auf die Idee gekommen, dass mich unsere alte Dame im Stich lassen würde. Und sie hat es auch nicht. Oder das Wetter auf Bestellung, dass mich im Januar in Bad Salzuflen begleitet hat.
Lipperland macht mir Spaß. Hat viele Leute zum Nachdenken gebracht. Hat den Menschen in meiner Umgebung ganz viel erklärt, was ich sonst nicht hätte in Worte fassen können. Konnte die Erinnerungen ehemaliger Reha-Besucher auffrischen sowie zukünftigen Reha-Teilnehmern ein wenig die Angst nehmen und stattdessen die Lust auf Reha wecken. Also mache ich weiter an diesem Thema. Solange Depressionen in unserer Gesellschaft nicht den benötigten Stellenwert erreichen, muss es Menschen geben, die die Allgemeinheit weiterhin wachrütteln. Zumindest sehe ich das so. Auch wenn mir neulich vorgeschlagen wurde, meine Ideale gesellschaftstauglicher zu gestalten und bestimmte Einstellungen zu überdenken.

Tobi und Mutti 05.05.2015

Morgen früh um fünf nach halb neun geht´s bei meinem Hausarzt weiter.
Anschließend wird erstmal gemütlich gefrühstückt bei meinen Eltern. Wobei insbesondere meine Mutti und ich eine Menge Spaß haben. Das „Nicht-unterkriegen-lassen“ hab ich definitiv von ihr geerbt… Und den Spaß an der Freude auch! Wie auf dem Foto kaum zu Übersehen sein dürfte.
So, dann schauen wir mal, was der neue Tag so bringt.

Ein schönes Bergfest,
Euer Tobi