Ich lobe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der Schwere der Dinge, bindet den Vereinzelten zu Gemeinschaft./ Ich lobe den Tanz, der alles fordert und fördert, Gesundheit und klaren Geist und eine beschwingte Seele./ O Mensch lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen. Aurelius Augustinus (354-430)
So sieht das aus. Und mit den Engeln auf Erden läuft´s dann auch gleich viel besser.
Aber fangen wir den Tag am Anfang an. Dauert auch nicht sonderlich lange.
Nach einer wieder mal sehr anstrengenden und alles andere als erholsamen Nacht bimmelten meine Wecker heute morgen Sturm. Wie gewöhnlich, wenn ich morgens raus muss. „Sturm“ heißt dann mein iPhone steckt in einer Docking Station mit Lautsprecher, keine 50 cm neben meinem Ohr. Dummerweise hat sich schon der Nachbar beschwert, dass er ständig von meinem Großalarm wach wird. Er schläft auf der anderen Seite der Wand. Und die Dame über mir ist wohl auch schon neugierig geworden, ob der frühen Partymusik. Wenigstens einer der Alarm-Töne ist ein Song von Helene. Die können alle nicht verstehen, wie ich dann daneben liege und vor mich hin schnarche. Ich übrigens auch nicht. Aber wenn mein Körper beschließt, jetzt zu schlafen, dann macht der das auch. Ohne Kompromisse.
Wenigstens bin ich heute morgen irgendwie aus dem Bett gekommen. Um fünf nach halb neun stand der nächste Hausarzttermin auf dem Plan. AU verlängern – auch wenn die TK bis heute noch nicht in die Socken gekommen ist und ich so langsam mal mein Geld bräuchte ab dem 25. März. Dann muss ich die gute Dame morgen wohl doch mal anrufen. Fragt sich nur, ob ich das ruhig genug hin bekomme. Am liebsten würde ich nach Münster fahren und der mal persönlich ein bisschen Beine machen. Die Zeiten, wo sie noch ein freundliches Wort von mir zu erwarten hätte, sind vorbei. Spätestens seit der versprochenen Reha-Verlängerung, für die ich in Lipperland nur ausgelacht worden bin.
Nachdem ich es tatsächlich geschafft hatte, auch beim Warten nicht einzuschlafen, war der Termin dann selber relativ kurz. MDK, AU, Tagesklinik. Gleich drum kümmern. Ist mir bekannt. Schönen Tag noch.
Anschließend habe ich mir mein Bäuchlein bei meinen Eltern mit Mettbrötchen und Kaffee gefüllt. Und meinem Vater den neu eingerichteten Google-Kalender gezeigt, wo wir einfach mal eintragen können, wann wer das Auto hat. Ohne jegliche Erklärung hat er den auch sofort völlig intuitiv benutzt. Ich war begeistert! Nur eine Frage hinterher wegen weiterer Einstellungen. Läuft.
So schlich ich mich wieder in meine Wohnung und hab noch mal kurz die Augen geschlossen.
Um dreizehn Uhr bimmelte mich mein Wecker dann zum zweiten Mal an diesem Tage wach. Wieder rüber zum Mittagessen, schließlich ist noch jede Menge Braten und Nudelsalat von gestern übrig.
Der Nachmittag verlief dann weiterhin ereignislos, bis ich mich schließlich für´s Tanzen fein gemacht habe. 🙂 Ich weiß, nur deshalb lest Ihr diesen Artikel gerade.
Um zwanzig nach sieben war ich erstmal ziemlich überrascht, wie voll die Tanzschule heute war. Dazu war der Kurs vorher noch nicht zu Ende. Acht Anfängerpaare gaben den Walzer-Grundschritt zum Besten. Weil ich das nicht nur äußerst lustig anzusehen finde, sondern auch mit einem Auge auf typische Fehler achte, die ich mir selbst dann falls nötig abgewöhnen will, blieb ich eine Weile im Türrahmen zu dem Tanzsaal stehen und schaute zu. Weitere ankommende Leute gesellten sich kurz dazu und verschwanden wieder. Den ein oder anderen kannte ich auch schon persönlich. Irgendwann stand mir auf der anderen Seite des Türrahmens ein ebenfalls schon bekanntes Mädel gegenüber. Vor Wochen hatten sich unsere Wege schon einmal gekreuzt im Tanzsaal. Sie hat ungefähr meine Größe und schon längere Tanzerfahrung, ist also sehr sicher. Zumindest hatte ich sie in positiver Erinnerung. Sie mich offensichtlich auch. „Du warst ja schon lange nicht mehr da.“ Wir gehen halt in unterschiedliche Kurse an verschiedenen Tagen. Sind also beide recht präsent in der Tanzschule, weil beide wenigstens zweimal die Woche da, aber laufen uns halt nur seltenst über die Füße.
Als es immer voller wurde am Türrahmen, winkte uns Winfried herein. Und kurze Zeit später waren wir schon beim Walzer dabei. Und dieser vier Takte später zu Ende. Schade eigentlich.
Neben meiner Wenigkeit waren noch einige weitere Ergänzungsherren da. Nicht alle konnten die ganze Zeit bleiben, aber mit den neuen Damen waren zumindest alle größtenteils abgedeckt. Kurz vor Ende fehlte ein Mann, wenn ich das richtig mitgeschnitten habe.
Da sich offensichtlich eine gewisse Verzögerung durch die Kurse fortsetzen sollte, haben wir uns eben jeweils eine der neuen geschnappt. Kurz die Kenntnisse abgecheckt und soweit ich das gesehen habe, alle mit dem Disco-Fox-Grundschritt angefangen. Musik lief im Hintergrund. Alleine hieran sieht man schon, wie viel Spaß bei allen hinter dem Tanzen steckt. Da soll keine Minute vergeudet werden.
Ich für meinen Teil nahm eine deutlich kleinere, etwas schüchtern wirkende aber schon mit irgendwann einmal gehabter Tanz-Grunderfahrung. Das verspricht auf jeden Fall einen schnellen Fortschritt nach dem Reinkommen. Außerdem würde es mich in der Größenklasse (Sorry! 🙂 Ich kann das nicht besser ausdrücken!) weiter trainieren. So gab ich den Grundschritt erst in Trockenübung, dann zusammen und dann in Tanzhaltung zum Besten und es sah auch schnell brauchbar aus. Problematisch stellte sich die Tatsache heraus, dass sie mir ständig nach links davon lief. So habe ich sie im Verlaufe des Abends auch mehrmals darauf hingewiesen, dass sie bitte, vor meiner rechten Schulter tanzen solle, nicht vor der linken. Wenn man das mal auf den Walzer überträgt wäre aus einer einfachen Rechtsdrehung, wo man ja nun einmal „durch die Frau hindurch“ gehen muss, eine üble Blutgrätsche geworden. Vom Wiener Walzer mal ganz zu schweigen… Apropos. Irgendwann legte Winfried tatsächlich einen Wiener auf. Wies mich aber vorsichtshalber darauf hin, dass ich bitte ganz langsam machen möge. Was mich zu der spontanen Frage hinriss, wie man denn bitte einen Wiener Walzer langsam machen könne. Ist das nicht im Grunde genommen ein Paradoxon an sich? Wie dem auch sei, übten wir abseits des Musiktaktes den Grundschritt. Und mit der immer wieder zu korrigierenden Tanzposition stellte sich dies auch als echte Herausforderung dar. Aber was soll´s, die meisten haben eine „Tanzmacke“ auf eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Art und Weise. Wir hatten jede Menge Spaß, darauf kommt´s schließlich an. Der Rest ergibt sich von alleine. Am Ende des Abends zum Cha Cha sah das auch schon anders aus.
Insgesamt haben wir den Abend hindurch relativ häufig die Tanzpartner gewechselt. Es ist einfach unwiderlegbar bewiesen, dass sich alle mehr Mühe geben, wenn sie nicht mit dem gewohnten / bekannten / befreundeten Partner tanzen, sondern mit einer mehr oder weniger fremden Person. Was das eine oder andere Mal auch durchaus zu Verunsicherung führt. Aber der stetige Wechsel trainiert. Hatten wir schon mal das Thema.
Ich hatte also das Vergnügen, sowohl mit den ganzen neuen Damen, wie auch mit den schon mal gesehenen einige Schritte wechseln zu dürfen. Viele hatte ich aus der Erinnerung heraus tatsächlich nur ein oder zwei Mal gesehen. Alles in allem eine lustige Runde. Die Anfängerinnen stellten sich wie so oft als zwischen „noch nie gehabt“ und „schon mal irgendwann“ (was meist ziemlich gut aussieht) heraus. Die Tanzpartnerinnen, die mir schon bekannt waren, haben mich teilweise extrem überrascht. War doch auch der ein oder andere als Extremfall kennengelernte Gegenüber dabei. Sofern ich nicht von irgend jemanden durch einen ein- oder beidseitigen Lachanfall getrennt worden bin, hat das durchweg super funktioniert. Auch bei den Damen, wo ich beim ersten Aufeinandertreffen noch ein wenig Angst vor dem Ausgang verspürte.
Nun gibt es gerade beim Tanzen so eine Art Grund-Harmonie. Als ITler könnte ich es auch Basis-Synchronität nennen. Hört sich schlauer an. Meint aber genau das gleiche. Man tanzt mit jemandem und das funktioniert je nach Person mal mehr und mal weniger gut. Selbst in der Situation, dass beiden die Schritte schon bekannt und eingeprägt sind, kann man mit dem einen Menschen eben besser und mit dem anderen weniger gut. Beides darf durchaus nach Tanzen aussehen. Aber das ist dann eben technisch. Was den eigentlichen Reiz am Tanzen ausmacht, ist doch die Harmonie und die Ausstrahlung des Paares.
Ich kann mich erinnern, das einst alleine die Chemie genügte, um einen unvergesslichen Disco-Fox-Abend voller Geknister und Funkensprühen wahr werden zu lassen. Nicht zuletzt dieser Abend war ja auch ausschlaggebend, dass ich mich nun voller Freude regelmäßig in der Tanzschule wiederfinde. Und das Versprechen an eine bezaubernde Frau, beim nächsten gemeinsamen Tanz richtig Disco-Fox zu können.
Ich gebe zu, gerade auch mit Blick auf eine zukünftige Tanzpartnerin, das Tanz-Gefühl wird auch bei jedem Wechsel ausgetestet bzw. registriert. Und es gibt ganz logisch geschlussfolgert auch eine Person, die dann ganz oben auf der Liste landet. Dicht gefolgt von zwei weiteren, aber dennoch die Nummer Eins. Mal abgesehen von oben erwähnten Problemen, war das meiner Meinung nach eine sehr gut passende Kombi. Spätestens bei einer Cha Cha Drehung zeigt sich, wie gut ein Paar so spontan zusammen passt. Ich muss es wahrscheinlich nicht, aber trotzdem erwähne ich gerne nochmal, dass die Hände nach der Drehung sozusagen blind aufeinander landeten. Irgendwie steht sie auch anders, als meine Ingrid, dass musste ich hier und da feststellen, aber nach ein paar Schritten gab es auch hier keine übleren Treffer mehr. Da hatte ich wohl zum ersten Mal in der Tanzschule das Gefühl, wirklich zu tanzen. Ohne zu denken, meine ich. Sie hat die Schritte drin, das weiß ich. Ist nur ein wenig kleiner als ich, dass passt perfekt von der Größe her. Offensichtlich ein wenig tanzverrückt, wie ich heute feststellen konnte. Und hat natürlich ihren festen Tanzpartner.
Während der Pause, war ich ja in neuer Runde sozusagen, wollte ich mich gerade zu der jungen sympathischen Gruppe um die rot-blonde Dame aus dem Türrahmen vom Anfang des Abends setzen, stieß noch ein offensichtlich dazugehöriger dazuwischen und stahl mir in diesem Moment sozusagen den letzten Platz an dem Tisch. Nahm ich aber gar nicht so gravierend wahr und setzte mich eine Sofaecke dahinter auf die Kante, den anderen zugewandt. Kurze Zeit später folgte ein Umzug der kompletten Gruppe mit zu mir hinten auf die große Sofa-Runde.
„Lass doch mal rüber setzen, da passen wir doch alle hin.“ Blickkontakt. Lächeln.
Der Inhalt des folgenden Gespräches entzieht sich voll meiner Kenntnis, da die Gruppe sich auch privat kennt. Genauere Verbindungen konnte ich hierbei noch nicht ausloten. Ist auch irgendwie egal, eine nette Truppe. Und ich wurde gebeten, vielleicht doch auch zukünftig mittwochs zu kommen. Insbesondere in drei Wochen, ihr Tanzpartner sei dann im Urlaub.
Und dann wollen wir nochmal sprechen, schließlich benötige ich bald Ersatz für meine Ingrid. Vielleicht einen Tag finden, wo wir beide zusammen tanzen können.
Achso. Von wem ich spreche? (Jetzt höre ich gerade Volkers Worte: „Na von der rot-blonden!“) 🙂 Ja. Richtig.
Mal abgesehen davon, dass ich mich beim Tanzen mit ihr am besten fühle, hat sie auch den ein oder anderen sonstigen Sympathiepunkt. Sollte es in drei Wochen wirklich zum gemeinsamen Tanzabend kommen, bin ich gespannt, wie das funktioniert, wenn es mal über ein paar bekannte Schritte hinweg geht. Mal wieder ein Vier-Minuten-Walzer am Stück. Oder eine Disco-Fox-Achter-Kombo. Okay, wir wollen nicht übertreiben. Trotzdem freue ich mich heute schon drauf.
Und stelle wieder einmal fest, welch wichtigen Stellenwert diese Tanzabende jetzt schon in meinem alltäglichen Leben haben. Es gibt einfach keinen Abend, an dem ich nicht mit bester Laune nach Hause komme. Selbst wenn ich mal grottig daneben gesteppt habe. Ich habe Spaß und mir geht´s gut.
Sollte jetzt noch eine, wie soll man das nun wieder nennen, möglichst optimale Tanzpartnerin mit Ausblick auf mittelfristige Zukunft auf den Plan treten, hätte ich absolut nichts dagegen. Sollte das die Dame von heute sein, auch nicht. 😉
Da fällt mir übrigens ein: ich kenne nicht mal ihren Namen…
Und nun „Gute Nacht“!
Ein neuer Tag steht an!
Euer Tobi